Nachgedacht Dezember 2020

Das Wort des Jahres heißt …

ABSAGE.

So hat es mir mein Freund Siegfried geschrieben. Er engagiert sich in der Politik und in Vereinen. Aber so viele Absagen wie in diesem Jahr hat es für ihn noch nie gegeben. Feste, Jubiläen, Tombola-Veranstaltungen für gute Zwecke: alles abgesagt. Mit etwas Glück hieß es noch: Verschoben. Nicht in diesem Jahr, aber nächstes Jahr, „wenn alles wieder gut geht“.

Auch wir können im Umfeld unserer Familien und Freunde – und nicht zuletzt aus unserer Kirchengemeinde – so einiges berichten. Was haben wir nicht alles an Absagen und Verschiebungen erleben müssen. Große Geburtstagsfeiern, Ehejubiläen, Taufen, Trauungen, Konfirmationen und vieles mehr. Das ist menschlich manchmal mehr als tragisch gewesen. Meine Eltern feierten in diesem Jahr das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit. Besser gesagt: sie wollten es feiern, im großen Stil, mit festlichem Essen. Alles war bereits gebucht: und dann musste die Absage erfolgen. Es hat wehgetan, als meine Mutter zu mir sagte: „Ob wir nächstes Jahr noch alle da sind…?“. Was soll man darauf antworten, wenn man ehrlich ist. Als Christ konnte ich nur sagen: „Das steht in Gottes Hand“. Dafür kann man sich zwar nichts kaufen, aber man kann das Leben mit Gelassenheit weiterleben.

Nun gehen wir auf die Weihnachtszeit zu. Wieder steht das Wort des Jahres „Absage“ groß über allen Veranstaltungen. Weihnachtsmärkte, Glühwein-buden, Stände mit gebrannten Mandeln: Alles steht auf der Kippe oder ist bereits abgesagt. Auch die kirchlichen Angebote werden schon seit Wochen diskutiert: Krippenspiel? Weihnachtskonzerte? Martinsumzug? Nikolausfest? Und was passiert am Heiligen Abend? Wo und wann und für wie viele? Fragen über Fragen.

Die Überschrift über dem Weihnachtsfest sollten wir nicht vergessen. Das Wort des Jahres „Absage“ gilt nicht für Weihnachten! Das Wort über dem Weihnachtsfest lautet: „Ansage“.

Gott sagt an: Fürchtet Euch nicht! Fürchte Dich nicht! Was einst die Hirten in kalter Nacht bei Bethlehem hörten, gilt auch heute für uns. Gott schenkt uns mit Jesus ein Licht, eine Wärme, eine Liebe, die wir uns nicht selbst geben können. Wir müssen sie uns zusagen lassen; wir dürfen sie als ein Geschenk annehmen. Eine Liebe, die uns auch im Dunkeln umgibt, wärmt und hält.

Das ist die ANSAGE Gottes zu Weihnachten. Damit kann ich leben. Fürchte Dich nicht.

Matthias Schlicht, Pastor

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