Treffen unter FreundInnen
Eine aus der Runde erzählt von einem etwas schrägen Fernsehfilm über Jesus. Eine Mischung aus Komödie und Ernst. Dennoch, sie findet den Film sehr gut, weil hier ein „menschlicher Jesus“ sichtbar wird.
Wir tragen unterschiedliche Jesusbilder in uns. Manchmal begleitet uns eines lange Zeit. Manche sind kurzlebig und entschwinden.
Jesus fragt im Evangelium, für wen ihn die Leute halten. Und er fragt die Jünger und uns: „Ihr aber, für wen haltet Ihr mich?“
Es geht bei unserer Antwort nicht um eine theologisch abgehobene Erklärung. Es geht um unsere persönliche Einstellung. Vielleicht regt Sie die Frage von Jesus an, sich mit anderen auszutauschen, indem Sie einander Ihr Lieblingsbild von Jesus offenbaren.
(Text: K. Heinsohn, nach einem Aushang in Kufstein, Tirol)
Jesus Christus – eine historische Person
Immer wieder tauchen in der Welt Stimmen auf, die bestreiten, dass Jesus wirklich gelebt hat. In der Tat ist ein Beleg des Lebens Jesu nach 2000 Jahren nicht ganz einfach. Es gibt mehrere nichtchristliche Quellen (aus der jüdischen Geschichtsschreibung wie aus römischen Quellen), die von Jesus und Christen berichten. Darunter kann es aber auch spätere christliche Bearbeitungen der Texte geben. So sind wir weitgehend auf die Bibel angewiesen. Aber auch ihre Texte, die von verschiedenen Autoren(-gruppen) mit jeweils eigener Zielsetzung geschrieben wurden, beruhen einerseits auf historischen Ereignissen (zum Teil von Menschen, die Jesus und seine Geschichte noch persönlich erlebt haben) und wiederum auch Legenden, die nachträglich dem reinen Lebenslauf hinzugefügt wurden.
Das ändert allerdings gar nichts an der Glaubensüberzeugung von Jesus als dem Gesandten Gottes in der Welt! (Text: Burkhard Ziemens)
Name: | Jesus von Nazareth (Jesus=Gott/Jachwä hilft), der Christus (=der Gesalbte/der Messias/der Retter); siehe Matthäus 1, 16 |
Eltern: | Maria und Josef bzw. der Heilige Geist; siehe Matthäus 1, 18-25 |
Geschwister: | mind. 6: Jakobus, Joses, Judas, Simon und mehrere Schwestern; siehe Markus 6, 3 |
Geboren: | zwischen den Jahren 7 und 4 vor Christus (das Jahr 0 beruht auf einem späteren Rechenfehler) |
Gestorben: | gewaltsam zwischen den Jahren 30 und 34 vor Christus |
Aufgewachsen in: | Nazareth (Galiläa, Nordisrael); siehe Lukas 4, 16 |
Volks- und Religionszugehörigkeit: | Jude |
Erlernter Beruf: | Bauhandwerker (‚Zimmermann’); siehe Markus 6,3 |
Tätigkeiten ab Jahr 28 nach Christus: | Wanderprediger: Jüdischer Lehrer, Prediger, Heiler; siehe Matthäus 4, 23-25 und 9, 35 |
Anhänger (mind. 12 Jünger): | Simon Petrus, Jakobus, Johannes, Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, Thaddäus, Simon Kananäus, Judas Iskariot; siehe Markus 3, 13-19 und Lukas 8, 1-3 |
Verhaftung durch: | Hohenpriester, Schriftgelehrte, Älteste; siehe Markus 14, 43-44 |
Verhaftungsgründe: | Gotteslästerung; siehe Markus 14, 53ff + 15, 1-18 |
Verurteilt von: | Pontius Pilatus; siehe Markus 15, 15 |
Verurteilt zu: | Kreuzigung; siehe Markus 15, 20b-37 |
Ereignisse nachseinem Tod: | Auferstehung vom Tode, Erscheinung vor seinen Jüngern, Himmelfahrt; siehe Markus 16, 1-19 |
Jesus Christus – so sahen und sehen ihn Menschen
Jesus von Nazareth war – historisch gesehen – etwa im Jahre 4 vor Christus geboren, wuchs in seiner Familie in Nazareth in Galiläa im Norden Israels auf und erlernte wie sein (Stief-)Vater Josef den Beruf des Bauhandwerkers, den er etwa bis zum 33. Lebensjahr im Jahre 28 n. Chr. ausübte. Dann begann er – wie viele Zeitgenossen damals – eine Laufbahn als Wanderprediger, ausgelöst möglicherweise durch die Sündentaufe durch Johannes den Täufer im Jordan. Diese Zeit dauerte etwa 2 bis maximal 3 Jahre, in der Jesus mit seinen Jüngern durch das Land zog und vom Anbruch der Gottesherrschaft auf Erden predigte, die Thora auslegte und Disputationen mit jüdischen Schriftgelehrten und Angehörigen frommer jüdischer Richtungen führte. Auch als Heiler betätigte er sich. Die Bibel erwähnt diverse Wunder, was zur Bekanntheit des Wanderpredigers beigetragen haben dürfte.
Das Volk litt in dieser Zeit unter der Besatzung durch die Römer. Deshalb deutete die Bevölkerung den Auftritt Jesu als den eines tatsächlichen Befreiers von den Römern – und empfing Jesus in Jerusalem wie einen Helden und neuen König. Zunächst dürfte Jesus diese Hoffnung genährt haben, als er im Vorhof des Zentralheiligtums der Juden, des Tempels, dem kommerzialisierten Tempelkult auch aktiv entgegentrat.
Durch solche Aktionen wie auch durch seine gesetzeskritische Position in Streitgesprächen brachte er die Priesterschaft gegen sich auf. Vor allem Andeutungen seiner göttlichen Vollmacht erregten die Mächtigen, was zu seiner Festnahme durch die römische Besatzungsmacht führte. Seine vom Volk nicht erwartete Gewaltlosigkeit bewirkte im Volk einen radikalen Wechsel von empathischer Zustimmung zu Häme und Hass und führte schließlich zu seiner Kreuzigung und Bestattung in einer Felshöhle. Seine Jünger waren verängstigt und tief enttäuscht. Historisch ist damit die Geschichte eines Wanderpredigers beendet.
Das Leben dieses Wanderpredigers wäre in der geschichtlichen Versenkung verschwunden, wenn nicht ein Ereignis am dritten Tag nach der Kreuzigung für erhebliche Aufregung gesorgt hätte: Frauen, die den Leichnam Jesu salben wollten, fanden das bewachte Grab leer vor und berichteten von einem Boten, der ihnen von der Auferstehung Jesu vom Tode berichtet hatte. Jesus selbst hatte in seinen Reden mehrfach von einer Art neuen Lebens, von einer ‚Rückkehr zum Vater’ gesprochen. Jetzt erinnerte man sich im Kreis der Jünger und Anhänger Jesu an diese Worte und deutete sie als Ankündigung der Auferstehung. Zudem erscheint der Auferstandene noch seinen Jüngern als Lebendiger und beauftragt sie mit der Taufe und Mission.
Neue Hoffnung nach dem Kreuzestod brandet auf! Jetzt beginnt also die glaubensmäßige Ausdeutung des Lebens und Sterbens Jesu.
Plötzlich erscheint das Leben und Sterben des Menschen Jesus als Gottes Plan zur Rettung der Gläubigen! Das ist revolutionär und überschreitet die Grenzen von Verstand und vorfindbarer Welt. Damit offenbart sich aber auch Gottes Allmacht und seine grenzenlose Liebe zu seinen Geschöpfen. Und schließlich wächst auch der Gedanke, dass Jesus für die Sünden der Menschen gestorben ist – und alle Schuld mit sich ans Kreuz genommen hat.
Als sich dann auch noch das Pfingstwunder ereignet, wo sich die nach Jerusalem gepilgerten Juden zum jüdischen Wochenfest Schawuot (50 Tage nach dem Pessachfest (Passahfest)) versammelt haben, ist ein weiterer Mosaikstein des neuen christlichen Glaubens innerhalb des jüdischen Glaubens dazugekommen. Die Jünger werden vom Heiligen Geist erfüllt – und sind sich damit der Wahrheit der Wundergeschichte und Auferstehung Jesu freudig bewusst geworden. Man erinnert sich, dass dies durch den Propheten Joel vorhergesagt und von Jesus ebenso angekündigt war. Die Buße und die Taufe sind nach dem Apostel Petrus die Voraussetzung, den Heiligen Geist zu empfangen. Der Heilige Geist ist der Geist Gottes, der Menschen in der nüchternen realen Welt den Glauben an Gottes Macht, sein Reich und das neue Leben durch Jesus Christus ermöglicht. Damit ist die Heimat des Menschen nicht irgend ein Ort dieser Welt, sondern Gottes fernes und geheimnisvolles Reich, Ursprung und Ziel ihres Lebens.
Pfingsten markiert damit den Beginn einer Glaubensbewegung – es ist der ‚Geburtstag der Kirche’ als Gemeinschaft der Glaubenden im Heiligen Geist, der verschiedenartigste Menschen in dem einen großen Vertrauen auf den Herrn des Lebens und des Todes Jesus Christus über alle Grenzen hinaus vereint.
Ostern und Pfingsten – ab hier beginnt die Deutung des göttlichen Geheimnisses von Leben und Tod und Auferstehung.
Dieser Glaube von der Überwindung dessen, was die Welt ausmacht, die Überwindung von Tod und Vergehen und Vergessen, begeistert die Jünger und einige beginnen mit Missionsreisen. Überall in Kleinasien (heute Türkei) und Griechenland vor allem entstehen in den 10 Jahrzehnten nach Christi Tod und Auferstehung bis etwa 130 n. Chr. zum Teil winzige Gemeinden, die durch Briefe von ihren Missionaren (siehe die Briefe des Neuen Testaments) in ihrem neuen Glauben und in ihrer Glaubenspraxis unterstützt und korrigiert werden. Oft waren diese Kleingemeinden noch Teil der jüdischen Synagogengemeinden, oder aber sie waren reine heidenchristliche Gemeinden, was zu Unsicherheiten und Konflikten mit ihrer religiösen Umwelt führte. Aber diese Christengemeinden sind aufgrund ihrer Glaubensinhalte wie Liebe und Vergebung und persönlicher Auferstehung hochattraktiv für andere und viele lassen sich taufen – die Gemeinden wachsen.
Auch mit den überall präsenten römischen Besatzern kommt es zu Konflikten, weil die Christen aufgrund ihres alleinigen Gehorsams Gott gegenüber weltlicher Macht kritisch gegenüber stehen, vor allem, wenn diese Macht christlichen Maßstäben zugegen läuft. Daher waren die Christen der römischen Herrschaft suspekt und es kam zu Christenverfolgungen und Märtyrertoden. Doch 313 endeten die Verfolgungen und ab 380 wurde das Christentum römische Staatsreligion – was zu weiterer Ausdehnung im europäischen Raum führte.
Im abgelegenen Irland bildete sich auch nach Verfall des römischen Reiches ein reiches klösterliches Glaubensleben. Von dort trugen Missionare den christlichen Glauben im 5. bis 10. Jahrhundert auch in die Gebiete der nicht von Rom besetzten Regionen Zentraleuropas.
Unsere norddeutsche Region wurde während des 8. Jahrhunderts in der Folge der Missionierung durch den angelsächsischen Mönch Wynfreth, besser bekannt als Bonifatius, zum Christentum bekehrt. Dies geschah nicht immer freiwillig.
Der Großteil derer, die sich taufen ließ, tat dies jedoch aus freien Stücken. Denn die Erkenntnisse von Ostern sind einfach faszinierend:
- Gott hat mit der Auferweckung Jesu gehandelt: Der Tod soll für den Menschen nicht mehr seine Schrecken und Macht haben, weil nämlich der Tod seine Begrenzung findet im Leben. Deshalb ist das Zeichen der Christen das Kreuz – als Über-Lebenszeichen.
- Der auferweckte Christus versöhnt sich mit den Ungläubigen und Schuldigen und überwindet so den Unglauben. Schuld und Unglauben können den Menschen nicht von der Liebe Gottes trennen. Das Abendmahl ist und bleibt Zeichen der Anwesenheit Christi und seiner Vergebung.
- Der gekreuzigte jüdische Wanderprediger ist tatsächlich der ‚Sohn Gottes’ – und hat damit teil an Gottes Weltherrschaft, Macht und Kraft zur Wiederkunft.
- Jesus wird als Gottes Sohn auferweckt zum Weltenrichter. Das macht zunächst Angst. Doch das Gericht dient nicht der Verurteilung (die Jedem und Jeder bevorstünde…), sondern einer Lebensbilanz in Offenheit.
- Jesus wird wiederkommen und die unfertige Welt zur Vollkommenheit verwandeln. Die ersten Christen erwarteten die Wiederkunft Christi noch zu ihren Lebzeiten.
- Jesu Geist verhindert durch die Überwindung der Sprachverwirrung Missverständnisse und Unverständnis und sorgt so für Gesprächsbereitschaft und Frieden unter Menschen. Damit der Geist wirken kann, ist die Taufe erforderlich.
Diese grundlegenden österlich-pfingstlichen Glaubenserkenntnisse der frühen Christen und Apostel wurden in der Geschichte des Christentums weiter ausgeführt und kommentiert, nicht zuletzt durch Martin Luther. Die Überlegungen dazu erfordern jedoch eine gesonderte Beschäftigung an anderer Stelle.
(Text: Burkhard Ziemens, Pastor)
Jesus Christus – wer bist du?
Bei der „Kirche für Kinder“ im Mai 2014 haben wir uns diese Frage gestellt und dazu vier Antworten gefunden:
Ich bin das Licht der Welt!
– Ich lasse dich im Dunkeln nicht allein.
Ich bin der gute Hirte!
– Ich setze mich mit aller Kraft für dich ein.
Ich bin das Brot des Lebens!
– Bei mir bist du gut versorgt.
Ich bin die Tür zu Gottes Haus!
– Hier kannst du gut leben.
(Text und Fotos 2 und 4: Kirsten Heinsohn)
Übersicht über Filme um die Person Jesu Christi
Frankfurt a.M. (epd). Filme um die Figur des Erlösers sind fast so etwas wie ein eigenständiges Genre im Kino: Weit mehr als 100 Filme zeigen Jesus Christus in der Hauptrolle, vom Stummfilm der Brüder Lumière aus dem Jahr 1897 über David Wark Griffiths «Intolerance» (1916) und Curt Oertels Dokumentarfilm «Es war ein Mensch» (1950) bis zu «Die größte Geschichte aller Zeiten» (1963). Es gibt das Musical «Jesus Christ Superstar» und epische Bibelverfilmungen des Fernsehens in den neunziger Jahren.
Die wichtigste Zeit des Jesusfilms waren die fünfziger und frühen sechziger Jahre, als Hollywood die Geschichte der Evangelien in monumentale Schauwerte kleidete und auch Filme, in denen der Messias nur in einer Nebenhandlung vorkommt wie «Das Gewand» (1953) oder «Quo Vadis» (1951), zu Publikumsrennern wurden. Diese Werke haben unser Bild des Jesus von Nazareth geprägt. So wundert es nicht, dass die Filme danach durch andere Erzählweisen und Perspektiven mit der Passionsgeschichte frei umgegangen sind.
Die wichtigsten Jesus-Filme:
«Ben Hur» – Regie: Fred Niblo (USA 1924-1926). Die Verfilmung des 1880 erschienen Bestsellerromans verknüpft die Lebensgeschichte Christi mit dem Konflikt zwischen dem Juden Ben Hur und dem römischen Hauptmann Messala. Nur die Hände Jesu sieht man in diesem Film, den William Wyler 1959 noch einmal mit Charlton Heston in der Titelrolle aufwendig adaptierte: In beiden Filmen bildet das Wagenrennen den dramaturgischen Höhepunkt.
«König der Könige» – Regie: Nicholas Ray (USA 1960). Jeffrey Hunter spielte Jesus in dieser opulenten Verfilmung des Lebens Christi: Allein für die Bergpredigt wurden 20.000 Komparsen aufgeboten. Ray, einer der interessantesten Regisseure Hollywoods, leistet sich an einigen Stellen Abweichungen von der Konvention, wenn er etwa Judas als tragischen Idealisten schildert, der zwischen der Untergrundbewegung des Barrabas und der Lehre Jesu aufgerieben wird.
«Das 1. Evangelium – Matthäus» – Regie: Pier Paolo Pasolini (Italien 1964). In der süditalienischen Höhlenstadt Matera, wo auch Mel Gibson seinen Film «Die Passion Christi» drehte, realisierte der Regisseur und Schriftsteller Pasolini seine Adaption des Matthäus-Evangeliums. In kargen, schwarz-weiß gehaltenen und mit der Passionsmusik von Bach und Kompositionen von Mozart, Webern und Prokofjew unterlegten Bildern folgt der Film dem Lebensweg Jesu von der Geburt an. In vielen Szenen stellt der Marxist Pasolini die Armut des einfachen Volkes dem Hochmut der Reichen gegenüber.
«Monty Python’s Das Leben des Brian» – Regie: Terry Jones (Großbritannien 1979). Der zur Zeit Christi geborene Brian wird von seiner Anhängerschar zum Märtyrer gemacht. Der Film des britischen Komiker-Sextett galt zu seiner Zeit als blasphemisch und war eine Zeit lang in England verboten. Aber: «Das Leben des Brian» parodiert auch die Stereotypen des Bibelfilms, die sich in den fünfziger und sechziger Jahren etabliert hatten.
«Das Gespenst» – Regie: Herbert Achternbusch (BRD 1982). Eine Christusfigur («Der 42. Jesus») steigt wegen der Klage einer enttäuschten Oberin vom Kreuz, um als «Ober» tätig zu werden und mit der Polizei und einem Bischof in Konflikt zu geraten. Achternbuschs Tragikomödie wurde von der katholischen Kirche abgelehnt, aber von der Jury der Evangelischen Filmarbeit zum «Film des Monats» nominiert.
«Die letzte Versuchung Christi» – Regie: Martin Scorsese (USA 1988). Nach dem 1952 erschienenen Roman des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis steht bei Scorsese der Mensch Jesus Christus im Mittelpunkt. Christus ist zwar auch bei Scorsese ein Erwählter, aber einer, der bis zum Schluss um die Gewissheit seiner Sendung ringt. Noch am Kreuz hat er die Vision, dass er gar nicht hätte sterben müssen, sondern heiraten und Kinder hätte haben können. Auch Scorseses sehr realistisch in Szene gesetzte Passionsgeschichte führte zu Protesten.
«Jesus von Montreal» – Regie: Denys Arcand (Kanada 1989). Ein Schauspieler inszeniert auf einem Hügel über der Skyline von Montreal das Passionsspiel neu. Denys Arcand, dessen «Die Invasion der Barbaren» gerade in den Kinos läuft, verschränkt die Probenarbeiten mit der Geschichte des Schauspielers Daniel und konfrontiert so die Gegenwart mit der Botschaft der Evangelien.
(Quelle: Rudolf Worschech , epd)
Es gibt viele Filme über Jesus, aber nur einen der die Gemüter so erregt hat, wie der Film von Mel Gibsen „Die Passion Christi“. Dieser Film ist vielleicht der radikalste, brutalste und wahrscheinlich der kurioseste Jesusfilm aller Zeiten.
„The Passion of the Christ“ weder empfehlen noch skandalisieren
Kirchenamt der EKD informiert Gliedkirchen über Mel-Gibson-Film
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat den am 18. März 2004 in den deutschen Kinos angelaufenen Film „The Passion of the Christ“ weder empfohlen noch skandalisiert. Dem Film des Australiers Mel Gibson fehle theologische Tiefe, teilt das Kirchenamt der EKD in einem Schreiben an die 23 Gliedkirchen mit. Dadurch könne die im Film gezeigte Brutalität nicht ausgeglichen werden. Der Film eigne sich nicht für die Konfirmandenarbeit, heißt es als Empfehlung an die Pfarrerinnen und Pfarrer in dem Schreiben. Wer den Film mit Gemeindegruppen anschauen wolle, sollte ihn zuvor allein angesehen haben, um dann einzuschätzen zu können, ob dieser Grad an Brutalität zugemutet werden könne. Außer diesen beiden konkreten Empfehlungen sucht das Schreiben an die Gliedkirchen die theologische Auseinandersetzung mit dem Gibson-Film. Obwohl der Film in den Sprachen zur Zeit der Kreuzigung Jesu gedreht sei, und obwohl Gibson Authentizität beanspruche, biete der Film keine „exakte Rekonstruktion des Ablaufes“. Gibson bade in einer Schmerzensmann-Frömmigkeit, die alles Gewicht auf die Äußerlichkeit des Leidens Jesu lege. Damit werde das „Geheimnis der Erlösung“ nicht deutlich.
Quellen: Foto: Constantin-Film, Texte: Wikipedia, Pressestelle der EKD – Christof Vetter
Bücher über Jesus Christus
Wir haben eine Auswahl an lesenswerten Büchern zum Thema unserer Sendung <scobel, 3sat> für Sie zusammengestellt.
„Die Verkündigung Jesu“
Welches Jesusbild vermitteln die Evangelien aus der Perspektive des Glaubens? Idealisieren oder verfälschen sie die historische Jesusfigur nicht? Thomas Söding zeichnet aus den biblischen Gleichnissen, Wundern und Berufungsgeschichten der Evangelien die Verkündigung Jesu nach „so, dass das Ereignis deutlich wird, das Jesus von Nazareth selbst ist.“ (Herder 2011, ISBN: 978-3451341205)
„Jesus von Nazareth“
Der Neutestamentler Jens Schröter blickt hinter die Mythen und Legenden der Überlieferungen und sucht den historischen Jesus und dessen faktisch belegbare Authentizität. „Die Schriften des Neuen Testaments wollen in erster Linie als Zeugnisse des Glaubens an Jesus Christus gelesen werden. Für die Frage nach dem historischen Jesus bedeutet das eine besondere Herausforderung. Es gilt zu unterscheiden zwischen dem, was der historischen Rückfrage standhält, und der Legende, die sich schon im neuen Testament um die Person Jesu gebildet hat, ohne beides auseinanderzureißen“. Das gelingt Jens Schröter differenziert und auch für theologische Laien gut verständlich. Dazu gibt es einen Überblick über den aktuellen Stand der Positionen in der Forschung. Ein wissenschaftliches Buch – nicht nur für Wissenschaftler. (Evangelische Verlagsanstalt 2006, ISBN: 978-3374024094)
„Was glaubte Jesus?“
Dieser Fragestellung widmete sich die jüdische Theologin und Historikerin Ruth Lapide in Gesprächen mit dem Hörfunk- und Fernsehjournalisten Henning Röhl. Die Zusammenfassung der in Bibel-TV ausgestrahlten Dialoge sind unterhaltsam, aber vor allem erhellend für den Leser von selten eindeutigen Bibelstellen des Alten und Neuen Testaments und bringen Überraschendes an Ein- und Ansichten an den Tag. Ruth Lapide nähert sich in entwaffnender Art und Weise den Geschichten um Jesus und den Menschen seiner Umgebung und Zeit, verweist auf Übersetzungs- und Interpretationsfehler und öffnet damit einen neuen Blick auf die zweifelsohne spannende und interessante Geschichte des Neuen Testaments. Ihre Hauptthese: Jesus war vor allem ein überzeugter und gläubiger Jude. Die Rolle des Fragestellers hat dabei in fast bescheidener, aber hartnäckiger Form und sehr präzise Henning Röhl übernommen. (Kreuz 2007, ISBN: 978-3783125894)
Quelle: 3sat, scobel; Dezember 2011 / B. Charamsa / B. v. Pfeil / B. Réthy / mm
Jesus Christus
Er ist der Protagonist des Christentums schlechthin – nahezu jeder kennt ihn; doch was wissen wir wirklich von ihm, was verbinden wir mit diesem Namen?
Zunächst denkt man, man weiß alles über ihn, denn schließlich hat man sich jahrelang mit ihm auseinandergesetzt. Doch bei genauerem Nachfragen fällt auf, dass dieses alles ganz schön wenig ist. So richtig viel wissen wir nicht. Wir bekommen grob seinen in den vier Evangelien geschilderten Lebenslauf zusammen: Geboren von Maria an Weihnachten, dann umhergezogen und gepredigt mit seinen Jüngern und schließlich die Kreuzigung durch Pilatus, sein Tod und seine Auferstehung. Doch zu den einzelnen Stationen seines Lebens da fällt uns relativ wenig ein. Klar über Weihnachten wissen wir schon ziemlich viel, allerdings hat das, was uns einfällt, relativ wenig mit dem eigentlichen Protagonisten zu tun. Am meisten fällt uns wohl zu seinem Tod ein. „Er starb für uns, er nahm durch seinen Kreuztod unsere Sünden auf sich“, dieser Satz ist der, der uns am ehesten einfällt neben dem grob skizzierten Lebenslauf, diesen Satz verbinden wir sofort mit Jesus Christus. Ist doch irgendwie seltsam, dass wir von seinem Tod mehr wissen als von seinem Leben! Und sein Leben war wirklich nicht langweilig, denn nicht zuletzt sind es seine Lehren, die er zu Lebzeiten verbreitete, auf denen unsere Religion basiert und die das Fundament unserer Ethik bilden. Doch oft ist uns nicht bewusst, woher unsere Regeln und Gesetze eigentlich kommen. Zum Beispiel basiert der Paragraph der Unterlassenen Hilfeleistung auf dem Gebot der Nächstenliebe, das gesamte Fundament unserer Ethik basiert auf dem Mitleid, das aus der Nächstliebe entsteht. Dass dieses alles durch den Protagonisten Jesus Christus entstanden ist, vergessen wir oft, obwohl es doch von großer Bedeutung für unser gegenwärtiges Leben ist. Natürlich ist die Vergebung der Sünden durch den Kreuztod Jesus ein essenzieller Bestandteil unserer Religion und es ist nur gut und richtig, dass uns dieses bei seinem Namen sofort in den Sinn kommt, doch wir sollten uns bewusster machen, was seine Lehren heute noch für uns bedeuten und wie stark sie unser tägliches Leben beeinflussen. Jesus hat viel, viel mehr geleistet als nur die Übernahme unserer Sünden, also sollte uns auch viel, viel mehr bei seinem Namen einfallen, wir sollten also auch viel, viel mehr mit unserem Messias verbinden.
(Text: Louisa von Rönn)