„Ein Gottesdienst ist eine Zusammenkunft von Menschen mit dem Zweck, mit Gott in Verbindung zu treten, mit ihm Gemeinschaft zu haben, Opfer zu bringen, Sakramente zu empfangen bzw. eine auferlegte religiöse Pflicht zu erfüllen. Er kann in einer eigens vorgesehenen Räumlichkeit (Kirche, Synagoge, Moschee, Pagode, Tempel, Königreichssaal etc.) stattfinden, wie auch im häuslichen Bereich oder in freier Natur.
Das deutsche Wort Gottesdienst entspricht dem lateinischen Begriff cultus (Kultus, „Verehrung“) und bezieht sich vornehmlich auf religiöse Feiern im Christentum, wird jedoch auch für andere Religionsgemeinschaften verwendet, die gemeinsame Gebete verrichten, wie im Judentum und dem Islam.
Oft folgt ein Gottesdienst einem Ritus, der durch einen überlieferten Ablauf oder durch Festsetzung durch eine geistliche Instanz vorgegeben ist, wie etwa die Liturgie der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen oder die evangelische Agende. Bei entsprechender Zielsetzung werden jedoch auch spontane oder wenig strukturierte Zusammenkünfte als Gottesdienst bezeichnet.“ So steht es bei Wikipedia. Alles klar?
Evangelische Gottesdienste haben sich in den vergangenen Jahrzehnten – auch hier in Oldendorf – ziemlich stark verändert. Angefangen bei der Kleidung (früher nur im dunklen Sonntagsstaat!) bis hin zu der Art und Weise, wie man sich in der Kirche verhält.
In unserer Kirchengemeinde gibt es mittlerweile ganz unterschiedliche Gottesdienstformen. Da ist zum einen der ganz „normale“ Sonntagsgottesdienst mit Predigt. Manchmal kommen Menschen mit einem besonderen Anliegen in so einen Gottesdienst: Ihre Verstorbenen werden abgelesen oder sie lassen sich anlässlich eines Traujubiläums noch einmal segnen. Auch Taufen finden bei uns nicht nach, sondern ganz bewusst im Gottesdienst statt. Da die Taufe die Aufnahme in die christliche Gemeinschaft bedeutet, ist es doch schön, wenn diese dann auch anwesend ist! Immer im September gibt es den Tauferinnerungsgottesdienst in unserer Kirchengemeinde, zu dem wir einen Taufjahrgang ganz ausdrücklich schriftlich dazu einladen, sich ihre Tauffische abzuholen; aber natürlich können auch andere diesen Gottesdienst besuchen, die sich an ihre Taufe in diesem Gottesdienst erinnern lassen möchten.
In der Regel einmal im Monat feiern wir das heilige Abendmahl in unseren Gottesdiensten, seit einigen Jahren nun schon nur noch mit
Einzelkelchen, die aus einem Gießkelch mit Traubensaft gefüllt werden und mit glutenfreien Abendmahlsoblaten. Bei besonderen Anlässen wie beim Tischabendmahl am Gründonnerstag und wenn eine größere Anzahl Kinder erwartet werden, gibt es auch „richtiges“ Brot. Die Austeilung der Abendmahlsgaben erfolgt nicht mehr nur durch den Pastor oder die Pastorin sondern oft durch Altarhelfer und -helferinnen aus dem Kirchenvorstand.
Zum Abendmahl eingeladen sind grundsätzlich alle getauften Kirchenmitglieder, also auch Kinder! Zweimal im Jahr gestalten wir dazu einen Gottesdienst mit einem Familienabendmahl.
Daneben gibt es noch einen ganzen Strauß an besonderen Gottesdiensten: Krabbelgottesdienste mit der Eltern-Kind-Gruppe, Kindergartengottesdienste in der Kapelle in Kranenburg, die Schulanfängergottesdienste am Einschulungstag, Kindergottesdienste, die bei uns „Kirche für Kinder“ heißen und sonnabends stattfinden, den Sternsingergottesdienst am 6. Januar und dem Gottesdienst zum Martinsfest am 11. November, daneben spezielle Jugendgottesdienste, meist freitags um 18 Uhr. Und manchmaI in den Ferien laden wir zur Gute-Nacht-Kirche für Kinder und Erwachsene ein.
Konfirmandinnen und Konfirmanden und deren Eltern laden wir zum Begrüßungs- und zum Halbzeitgottesdienst ein. In einem Vorstellungsgottesdienst vor der Konfirmation stellen sich die Jugendlichen dann der Kirchengemeinde mit einem selbstgewählten Thema vor. Wir feiern Konfirmationen und Jubel-Konfirmationen 25, 50, 60, 65, 70 … Jahre nach dem eigentlichen Ereignis.
Erntedank feiern wir gleich dreimal in unserer Kirchengemeinde: zwei Festgottesdienste in der Kapelle in Kranenburg und in der Kirche in Oldendorf, bei der die Landfrauen aus den zu unserer Kirchengemeinde gehörenden Dörfern die Kirche ganz besonders festlich schmücken. Und in der Woche darauf gibt es dann noch einen Familiengottesdienst zum Erntedank in Oldendorf.
Zweimal im Jahr gehen wir mit den Gottesdiensten in die Dörfer: In der Passions- und in der Advents- und Weihnachtszeit feiern wir zahlreiche Dorfandachten.
In den letzten Jahren haben immer mehr Menschen Open-Air-Gottesdienste für sich entdeckt: So feiern wir das Tauffest am Anleger in Großenwörden zusammen mit der dortigen Kirchengemeinde und der Kirchengemeinde Himmelpforten, Pfingstmontag den Fährgottesdienst in Brobergen zusammen mit der Kirchengemeinde Lamstedt und den plattdeutschen Gottesdienst im Kapellenpark rund ums Johannisfest. Gottesdienste in plattdeutscher Sprache gibt es auch im September im Brunckhorstschen Haus und am 1. Advent in Oldendorf.
Natürlich bieten wir Gottesdienste zu allen kirchlichen Feiertagen an und wir feiern immer am ersten Freitag im März den Weltgebetstag. Als Besonderheit feiern wir auch in Zusammenarbeit mit dem Faschingsclub in Oldendorf den Faschingsgottesdienst.
Und auch Beerdigungen oder Trauungen sind Gottesdienste und damit grundsätzlich für jeden öffentlich!
Im letzten Jahr waren viele dieser Gottesdienste nur unter erschwerten Bedingungen und im kleinen Kreis möglich, und manche sind auch schlicht und ergreifend ausgefallen. Aber wir sind zuversichtlich, demnächst wieder Gottesdienste in ihrer ganzen Vielfalt feiern zu können. Schauen Sie dann doch einfach mal wieder vorbei, gerne auch regelmäßig.
Pastorin S. Franz
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Fragen zu den Gottesdiensten haben. Ein paar Hinweise dazu finden Sie in diesen Texten.
Wer zum ersten Mal oder nach langer Zeit
wieder in die Kirche geht,
hat vielleicht Angst, etwas falsch zu machen.
Wie besucht man „unfallfrei“ einen Gottesdienst?
VORHER
Was ziehe ich an?
Männer sollten immer mit langen Hosen in die Kirche gehen. Als Frau sollte man ebenfalls darauf achten, nicht allzu viel Bein zu zeigen, und der Ausschnitt sollte auch nicht zu tief sein. Viele Menschen machen sich für den Kirchgang besonders fein zurecht. Das ist nicht unbedingt nötig, aber es schadet auch nicht, seine Sachen vorher zu bügeln.
TIPP
Männer nehmen im Kirchraum immer die Kopfbedeckung ab, bei Frauen gehört sie zur Frisur und ist erlaubt.
ANKOMMEN
Wo setze ich mich hin?
Wenn man in eine Kirche hineingeht, gibt es in der Regel am Eingang ein Gesangbuch. Meistens wird einem das in die Hand gedrückt. Wenn nicht, liegt es nahe der Eingangstür. In evangelischen Kirchen gibt es kein Weihwasser, und man bekreuzigt sich auch nicht, also: einfach einen Platz aussuchen, wo man sich wohlfühlt und direkt dahin gehen. Vor dem Hinsetzen bleiben viele Leute gern noch einen Moment stehen. Sie beten oder schweigen einfach. Dann nehmen sie Platz. Man kann sich dann noch leise mit dem Nachbarn unterhalten.
TIPP
Wenn noch etwas Zeit ist, bevor der Gottesdienst losgeht, kann man schon mal die kleinen Bändchen als Lesezeichen in das Gesangbuch legen.
Es gibt Tafeln, die angeben, welche Lieder gesungen werden. Die erste Zahl gibt die Liednummer an, die anderen die Strophen.
DEN ÜBERBLICK BEHALTEN
Was passiert wann?
Ein Gottesdienst verläuft so: Im ersten Teil kommt die Gemeinde zusammen und wendet sich im Gebet an Gott, um ihre Sorgen, aber auch das, was sie freut, auszusprechen (man nennt das Kyrie und Gloria). Dann folgt der Verkündigungsteil mit Lesungen aus der Bibel, der Predigt, dem Glaubensbekenntnis und Ankündigungen für die nächste Woche. Häufig wird das Abendmahl gefeiert, und zum Schluss betet man für all diejenigen, die das brauchen können, im Fürbittengebet. Dann folgen noch das Vaterunser und schließlich der Segen, oft steht die Gemeinde dazu auf. Zwischendurch wird immer wieder gesungen.
TIPP
Der Gottesdienstablauf wird in unserer Kirchengemeinde auf einem Extra-Blatt verteilt.
MITMACHEN
Muss ich mitsingen?
Ein Gottesdienst ist eine gemeinsame Feier. Vor allem die Lieder sind dafür da, dass alle mitsingen. Natürlich wird niemand gezwungen, aber es geht auch nicht darum, ein Startenor zu sein: einfach Mund aufmachen und ein wenig mitsingen.
Gemeinsame Gebete sollten alle mitsprechen. Manchmal steht die ganze Gemeinde auf, in der Regel beim Vaterunser, beim Glaubensbekenntnis und beim Segen. Gekniet wird in einem evangelischen Gottesdienst nicht.
TIPP
Das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis stehen auf dem Gottesdienstablauf.
DAS ABENDMAHL
Mitmachen oder nicht?
Zum Abendmahl sind alle getauften Christen eingeladen. Es wird gefeiert, dass Jesus bei jeder Gemeinde dabei ist, wenn sie Gottesdienst feiert. Er ist sozusagen persönlich anwesend in Brot und Wein. Niemand muss am Abendmahl teilnehmen. Man bleibt einfach sitzen, wenn man nicht mag. Wer möchte, geht nach vorn und lässt sich das Brot (oder die Oblate) reichen und trinkt aus seinem Einzelkelch.
TIPP
Es gibt viele verschiedene Formen, in denen das Abendmahl ausgeteilt wird: Im Kreis, einzeln, mit einem oder vielen Kelchen, mit Wein oder Traubensaft. Wer zum ersten Mal zum Abendmahl geht, guckt einfach, was die anderen machen und macht es nach.
UND TSCHÜSS!
Was mache ich beim Rausgehen aus der Kirche?
Am besten bleibt man sitzen, bis die Orgel aufgehört hat zu spielen. Vorher aufzustehen ist unhöflich dem Musiker gegenüber. Dann geht man zum Ausgang, wo oft die Kollekte eingesammelt wird, also die Spende für einen guten Zweck. Manchmal wird auch schon während des Gottesdienstes gesammelt. Außerdem gibt man sein Gesangbuch wieder ab und schüttelt der Pfarrerin oder dem Pfarrer die Hand, wenn er oder sie die Gemeinde am Ausgang verabschiedet. Dabei kann man sich bedanken und einen schönen Sonntag wünschen.
TIPP
Die Spende muss nicht riesig sein, aber es ist auch unpassend, sein Portemonnaie einfach von den roten Münzen zu reinigen. Wenn man dem Pastor*in sagen möchte, wie man den Gottesdienst fand, kann man das gerne tun. Nur sollte man dann als Letzter die Kirche verlassen, sonst gibt es womöglich einen Stau.
Quelle: JS-Magazin – Die Evangelische Zeitschrift für junge Soldaten, 07/2013 Text: Pastor Frank Muchlinsky, adaptiert für unsere Kirchengemeinde, Illustration: www.caepsele.de