Reformationsjubiläum

Beiträge aus unserem Gemeindebrief „Der Martinsbote“ Ausgabe Nr. 1 in 2017

Reformationssommer 2017 –  In der Freiheit des Glaubens

Auf dem Marktplatz in Wittenberg steht eine silber-rote Weltkugel. In ihr ist eine Uhr verborgen, die rückwärts zählt bis zum 20. Mai 2017 in Wittenberg. Dann beginnt dort mit der Eröffnung der Weltausstellung der zentrale Höhepunkt der Feierlichkeiten zur Reformationsdekade, die bis zum 10. September 2017 gehen. Das Jubiläumsjahr 2017 erinnert an den Beginn der reformatorischen Bewegung, die von Wittenberg ausging. Neun Themenjahre liegen dann hinter uns. Viele Aktionen, Ideen und Gedanken sind in unseren Kirchengemeinden, Kirchenkreisen, in den Sprengeln und auf landeskirchlicher Ebene auf dem Weg in das Jahr 2017 entstanden, die Fülle ist beeindruckend. Nun weitet sich der Blick zum Kirchentag in Berlin und auf den Reformationssommer in Wittenberg, an dem auch unsere Landeskirche beteiligt sein wird.

Wir haben nicht uns selbst gefeiert in diesen Jahren. Wir feiern als lutherische Landeskirche auch nicht Martin Luther als Person, sondern die theologische Entdeckung der Reformatoren wie Martin Luther, Philipp Melanchthon, Huldrych Zwingli oder Johannes Calvin. Für die Durchsetzungskraft reformatorischer Gedanken war entscheidend, dass die Menschen ihren Glauben neu entdeckten. „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ (Röm.1,17 nach Habakuk 2,4). Niemand muss sich einen gnädigen und barmherzigen Gott verdienen, weil Gott immer schon gnädig und barmherzig ist. Niemand muss sich einen Lebenssinn erarbeiten, es gilt, ihn im Glauben zu finden. Kein Mensch muss Gott gütig stimmen, sondern Gott bestimmt uns durch seine Güte. Menschen verstanden ihren Glauben neu und lebten ihn anders. Die Beziehung zu Gott wurde freigelegt.

Diese theologische Entdeckung war zunächst ein Universitätsereignis. In das Gebiet des heutigen Niedersachsens kam dieser reformatorische Gedanke erst nach und nach. Niedersachsen war im 16. Jahrhundert in zahlreiche Territorien und Einzelherrschaften zersplittert, universitäres Leben gab es nicht. So kamen die Gedanken der Reformatoren durch Händler, Wanderprediger und ehemalige Mönche in den Norden und fruchteten zuerst in den Städten. In Aurich und Norden predigte 1518 der Augustinermönch Georg Aportanus, in Braunschweig sorgte 1521 der ehemalige Mönch Gottschalk Kruse erstmals mit einer evangelischen Predigt für Aufsehen. Vor allem auch das Fürstentum Lüneburg wurde früh evangelisch. In Wirtshäusern und privaten Zirkeln wurde  weitererzählt, Flugblätter machten die Runde, Luthers Lieder waren schnell bekannt. Die Entdeckung der Gnade Gottes weckte eine neue Lust an der Freiheit.

In dieser Freiheit des Glaubens stehen wir bis heute. Nun gilt es, aus diesen Wurzeln in diesem Jahr und über 2017 hinaus Kraft und Ideen zu schöpfen für  eine Kirche, die auch heute und morgen von dem Gott der Freiheit und der Gnade begeistert und einladend erzählt und überzeugend handelt. Die mutige Überzeugung, dass sich mit dem Glauben an Jesus Christus nicht nur das eigene Leben verändert, sondern diese Welt ein anderes Antlitz erhält, diese Überzeugung verbindet uns, vor Ort und weltweit.

Herzlich lade ich Sie ein, in großer Gemeinschaft den Reformationssommer in Wittenberg zu feiern und Inspiration und Ermutigung

Ralf Meister, Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, in seinem Arbeitszimmer in Hannover.
Foto: Jens Schulze

zu bekommen.

Ihr

Ralf Meister

Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

(Informationen zum Reformationssommer finden

Sie auf www.r2017.org).

 

 

Kennen Sie Luther? – Echt oder Falsch?

Martin Luther hat unglaublich viele kluge aber auch so einige schräge Sätze von sich gegeben. Wissen Sie, welches ein echter „Luther“ ist?

Nachfolgend sind 20 Sätze aufgelistet, aber nur 10 stammen von Luther. Raten Sie doch mal. Die Lösung finden Sie auf Seite  9.

  1. Ein feste Burg ist unser Gott.
  2. Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemand untertan; ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.
  3. Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand – ist ein alter Scherz, den man wohl in unseren Zeiten nicht gar für Ernst wird behaupten wollen.
  4. Es sind nur die Schwachen, welche die Schwachen verachten.
  5. Ich glaube einem jeden, darum kann man mich wohl bescheißen.
  6. Ein Schulmeister muss singen können, sonst sehe ich ihn nicht an.
  7. Philippus befragt die Sterne und ich nehme einen starken Trunk Bier, wenn ich vor schweren Entscheidungen stehe.
  8. Kein Vogel fliegt zu hoch, wenn er mit eigenen Schwingen fliegt.
  9. Der Glaube geht nicht durch den Verstand, so wenig wie die Liebe.
  10. Die Kirche hat nicht den Auftrag, die Welt zu verändern. Wenn sie aber ihren Auftrag erfüllt, verändert sich die Welt.
  11. Die Gleichgültigkeit gegenüber dem anderen ist der Anfang allen Übels.
  12. Das Gebet ist der Schlüssel für den Morgen und der Türriegel für den Abend.
  13. Wenn du weislich geloben willst, so gelobe, dir die Nase nicht abzubeißen; das kannst du halten.
  14. Ich kann mich nicht genug wundern über das Ei.
  15. Die Welt will Nachteulen haben.
  16. Unmöglich ist´s, drum eben glaubenswert.
  17. Die werden nicht gute Werke genannt, die wir Gott tun; sondern die wir unserem Nächsten tun sollen, das sind gute Werke.
  18. Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?
  19. Es sind nicht die Gottlosen, es sind die Frommen seiner Zeit gewesen, die Christus ans Kreuz schlugen.
  20. Die ganze Schöpfung ist die Schönschrift Gottes, und in seiner Schrift gibt es nicht ein sinnloses Zeichen.

Viel Spaß beim Raten. Ihr Jörg Wustmann

Lösungen – nicht von Martin Luther sind folgende Zitate: 3. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, dt. Philosoph, 1770 – 1831 / 4. und 19. Gertrud von Le Fort, dt. Schriftstellerin, 1876 – 1971 / 8. William Blake, engl. Dichter und Maler, 1757 – 1827 / 9. Hermann Hesse, dt. Schriftsteller, 1877 – 1962 / 10. Carl Friedrich von Weizsäcker, dt. Physiker, Philosoph, 1912 – 2007 / 11. Erika Weinzierl, österreichische Historikerin, 1925 – 2014 / 12. Mahatma Gandhi, indischer Pazifist, Publizist, 1869 – 1948 / 16. Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter, 1749 – 1832 / 20. Ernesto Cardenal, nicaraguanischer Dichter, 1925 – …

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