Psalmen

Ein Psalm ist ein biblisches Gebet.

In der Bibel gibt es viele solcher Gebete, die meisten stehen im Buch der Psalmen, im Alten Testament. Das Wort „Psalm“ kommt von dem griechischen Verb psallo – die Saiten zupfen. Das liegt daran, dass die Psalmen nicht nur gesprochen, sondern meistens auch gesungen wurden. Das unterscheidet sie zum Beispiel vom Vaterunser. Die Melodien sind jedoch nicht überliefert.

In der hebräischen Bibel heißt das Buch der Psalmen „Buch der Loblieder“. In der griechischen Übersetzung wurde daraus das psalterion, das Buch der Psalmen oder kurz Psalter. Auch außerhalb des Psalters gibt es Psalmen, zum Beispiel den Lobgesang der Hanna (1Sam 2,1–10) und den Lobgesang der Maria (Lk 1,46–56).

Es gibt unterschiedliche Arten von Psalmen, dazu gehören Klage-, Dank- und Lobpsalmen. Sie sind entweder aus der Sicht einer einzelnen Person formuliert oder aus der Sicht des gesamten Volkes Israel. Lobpsalmen zum Beispiel sind häufig als Gesang einer Gemeinde geschrieben, die Gottesdienst feiert. Klage- und Dankpsalmen hingegen spiegeln oft ganz persönliche Glaubenserfahrungen wider.

Viele Klagepsalmen haben eine besondere Eigenschaft: Die betenden Personen klagen Gott manchmal regelrecht an. Sie erinnern ihn an sein Versprechen und werfen ihm vor, sich nicht zu kümmern. Selbst Jesus spricht kurz vor seinem Tod einen solchen Psalm: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46 zitiert Ps 22,2) Doch selbst wenn der Psalmbeter das größte Leid empfindet, wird in den Psalmen deutlich, dass er trotzdem darauf vertraut, dass Gott ihn aus Not und Angst herausführen kann.

Berühmte Psalmen sind der Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte …“ und Psalm 139: „HERR, du erforschest mich und kennest mich …“

Und was können uns die Psalmen nützen? Wozu sind Psalmen da?

Psalmen können Menschen Worte geben, wenn ihnen eigene Worte fehlen. Egal ob für die tiefste Verzweiflung oder die größte Freude: Die alten Worte drücken genau das aus. Schon lange werden Psalmen regelmäßig in Gottesdiensten und Andachten verwendet. Die Gottesdienstordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland weist jedem Sonntag bestimmte Psalmverse zu. Da die Psalmen in der Zeit vor der Reformation auf Latein gesprochen und gesungen wurden, heißen sogar einige Sonntage im Kirchenjahr nach dem ersten Wort des lateinischen Psalms, der für diesen Sonntag bestimmend ist, zum Beispiel „Invokavit“, „Reminiszere“ und so weiter.

Die Psalmen sind deswegen besondere Texte, weil sie ein Gespräch zwischen Menschen und Gott ausdrücken. Das können auch Streitgespräche sein. Menschen rufen zu Gott und machen die Erfahrung, dass er ihnen antwortet. Am Anfang von Psalm 69 zum Beispiel ruft die Person, die betet: „Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.“ (Ps 69,2) Am Ende des Psalms kann man den Wandel erkennen, den die betende Person erlebt: „Die Elenden sehen es und freuen sich. Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! Denn der Herr hört die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht.“ (Ps 69,33–34)

Aus vielen Psalmen wurden berühmte Lieder, zum Beispiel „Ein feste Burg ist unser Gott …“, ein Lied von Luther, das Worte aus Psalm 46 aufnimmt.

Was bedeutet „Sela“?

„Sela“ ist ein Wort, das in vielen Psalmen immer wieder vorkommt. Was es genau bezeichnet, ist unter Bibelforschern umstritten: Entweder ist es ein Textzeichen, das den Text in Abschnitte gliedert, oder ein musikalisches Zeichen, um eine Wiederholung anzukündigen, ähnlich einem Refrain.

Wer hat die Psalmen geschrieben?

Viele Psalmen werden den Königen Israels zugeschrieben, zum Beispiel David oder Salomo. Häufig steht über dem Text „Von David“, zum Beispiel in Psalm 103,1.

DISKUSSION:

In Psalmen geht es nicht nur um schöne Sachen wie Trost und Vertrauen. Viele betende Personen bitten Gott darum, ihre Feinde niederzuschlagen und auszurotten. Es sind emotionale Äußerungen, sie kleiden starke Gefühle in Worte. Es ist wichtig, auch für negative Gefühle Worte zu haben. Gerade die Gewaltfantasien in Psalmen können helfen, sich entsprechende Gefühle bewusstzumachen – um sie dann gerade nicht ausleben zu müssen, sondern sie Gott anzuvertrauen. Mit diesem Verständnis im Hinterkopf können die Psalmen auch heute hilfreich sein.

LINKS:

Wissenschaftlicher Artikel zum Thema Psalmen: http://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/altes-testament/ketubimschriften/psalmen/

Erläuterung zu den Psalmen: https://www.basisbibel.de/basiswissen-bibel/inhalt-und-aufbau/altes-testament/psalmen/

Aufsatz zur Theologie der Psalmen: http://www.rpi-loccum.de/material/aufsaetze/psalmen

Psalm 23

Der 23. Psalm „Der Herr ist mein Hirte“ ist einer der bekanntesten und beliebtesten Texte der Bibel. Viele Konfirmanden lernen ihn auswendig. Der Psalm spricht von Gott, der sich wie ein Hirte um das Wohl seiner Schafe kümmert. Psalmen sind das Gesang- und Gebetbuch der Bibel, das Texte für viele Lebenslagen bereithält. Im evangelischen Gottesdienst werden Psalmen häufig im Wechsel gebetet.

(Quelle: EKD)

Foto: Wodicka

Meditation über Psalm 23

anlässlich eines Konfirmandengottesdienstes im Sommer diesen Jahres

Stell dir vor: Ein Schaf!

Grafik: Maren Amini

Es ist früher Morgen.

Die Nacht war ruhig,

ein neuer Tag liegt vor ihm.

Das Schaf ist nicht allein,

es gehört zu einer Herde.

Das gibt Geborgenheit.

Und da ist der Hirte. Der passt auf.

Das gibt Sicherheit.

Der Herr ist mein Hirte.

So betete ein Mensch vor etwa 3000 Jahren.

Auch er war nicht allein.

Er gehörte zu einer Familie,

hatte Verwandte und Freunde

– und er glaubte an Gott.

Das gab ihm Geborgenheit

und Sicherheit.

Der Herr ist mein Hirte,

mir wird nichts mangeln.

Schafe sind oft unterwegs,

auf der Suche nach Wasser,

nach neuen Weidegründen

mit frischen Gras und schmackhaften Kräutern.

Wird das gut gehen? Wird es immer genug zum Leben haben?

Der Beter ist sich sicher: unterwegs mit Gott auf meiner Lebensreise werde ich immer so viel haben, wie ich wirklich brauche.

Und was brauchst du für ein Leben ohne Mangelerscheinungen?

Er weidet mich auf einer grünen Aue

und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

Wie gut ist es für das Schaf, einen
solchen Hirten zu haben, der sich
auskennt mit guten Futtergründen und der weiß, wo frisches Wasser fließt!
Es muss sich keine Sorgen machen.

Darauf zu vertrauen,

dass man genug zum Leben hat,

zuversichtlich in die Zukunft blicken,

im Vertrauen auf einen Gott,

dem ich wichtig bin,

keine Angst haben zu müssen,

dass ich zu kurz komme –

das macht den Blick und die Seele frei.

Und was macht dir Mut, was gibt dir Zuversicht?

Er führet mich auf rechter Straße

um seines Namens Willen.

Das Leben eines Schafes ist geprägt vom unterwegs sein,

von Weidegrund zu Weidegrund.

Da ist es wichtig, dass man sich zwischendurch nicht verläuft.

Wie gut, dass sich der Hirte auf den richtigen Wegen auskennt!

Den richtigen Weg finden in meinem Leben – gar nicht so einfach! Nicht immer ist der kürzeste Weg der beste, mancher verlockende Weg stellt sich als Sackgasse heraus, an so mancher Wegkreuzung muss ich mich entscheiden, wo’s langgeht.

Der Beter verlässt sich auf Gott, auf seine Gebote, auf sein Wort, lässt sich von ihm leiten.

Wohin soll es für dich gehen?

Was sind deine Ziele im Leben?

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir,

dein Stecken und Stab trösten mich.

Jeden Tag unterwegs auf sicheren, lichtdurchfluteten, sonnigen  Wegen – welches Schaf wünscht sich das nicht!

Aber manchmal türmen sich rechts und links hohe Berge, der Pfad wird eng und steinig. Da freiwillig durch zu gehen – das erfordert Mut! Dort gibt es keine Fluchtmöglichkeit, wenn Gefahr droht. Wie gut ist es da, sich behütet und beschützt zu wissen von einem Hirten, der es zur Not auch mit einem bösartigen Angreifer aufnimmt!

Ja, manchmal sieht es finster aus in meinem Leben.

Angst macht mir zu schaffen,

ich trau mich kaum weiter.

Schutz und Trost verspricht sich der Beter von Gott.

Es ist gut, ihn an seiner Seite zu wissen.

Und was macht dir Angst?

Und wer oder was tröstet dich, wenn’s mal nicht so toll läuft?

Du bereitest vor mir einen Tisch

im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl

und schenkst mir voll ein.

Feinde hat so ein Schaf viele,

viele, die ihm nach dem Leben trachten.

Wie schön wäre es da,

sich zu versöhnen,

keine Angst mehr voreinander haben zu müssen!

Der Beter träumt von einer Welt, in der Menschen einander nahe sein können, auch wenn sie einander nicht verstehen. Bei Gott zu Gast sein, das heißt, sich an einen gedeckten Tisch zu setzen, gut bewirtet zu werden, Hass und Abgrenzungen zu überwinden, Versöhnung zu leben.

Und mit wem würdet du dich gerne versöhnen?

Wo würdest du dir eine Annäherung wünschen?

Gutes und Barmherzigkeit

werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

So ein Schafsleben ist kurz – aber wie gut, wenn es voller Zuversicht  seinen Weg gehen kann. Und wenn es immer ein Zuhause hat, zu dem es zurückkehren kann.

Auch unser Menschenleben währt nicht ewig – unser Lebenskreis ist irgendwann ausgeschöpft, angefüllt mit Schönem und Schwerem. Und dann? … werde ich bleiben im Hause des Herrn immerdar! sagt der Beter. Für immer. Ewig. Bei Gott bleiben. Bei ihm zu Hause sein. Gestern – heute – morgen und darüber hinaus.

Das können wir hoffen und träumen und darauf können wir vertrauen. Im Namen des Gottes, der uns unser ganzes Leben begleiten will.

Wie das sein wird?

Lassen wir uns überraschen!

Pastorin Franz + Diakonin Nass

Kommentare sind geschlossen.