Nachgedacht im Sommer 2020

Liebe Leserin, lieber Leser.

2020. Das Jahr, das wir nicht vergessen werden. Das Corona-Jahr. Abstandsregeln, Maskenpflicht, Expertendiskussionen im Fernsehen und Radio, Berichte vom Robert-Koch-Institut. Gibt es eigentlich noch andere Themen? Ja. Das Leben, mein Leben. Mit allen Höhen und Tiefen. Corona-frei.

Meine Tochter zeigt mir im Januar ein Foto. Es sieht aus wie die Wetterkarte, doch es handelt sich um ein Ultraschall-Bild. Sie ist schwanger. Im September bekommt sie ihr erstes Kind – und ich werde Opa. Sie freut sich überschwänglich – und ich auch.

Mein Vater sagt mir im Februar, dass er mit 84 Jahren zur Dialyse muss. Seine Nieren schaffen es nicht mehr. Zusammen mit meiner Mutter bin ich oft im Krankenhaus. Die Schutzmaßnahmen sind nicht das Problem, sondern dass mein Vater die Dialyse mehr schlecht als recht verträgt. Wir können darüber reden, dass auch sein Leben einmal zu Ende geht.

Mein Sohn ruft im März an. Er hat sein 2. Examen bestanden und wird im Sommer Pastor in Bremerhaven. Die Prüfungen sind gut verlaufen und er kann seine erste Pfarrstelle mit seinem Studienfreund teilen. Nun gehen die Planungen los: Umzug, Pfarrhaus, die Gemeinde kennenlernen. Er ist voller Vorfreude.

Mein Freund Peter hat es im April geschafft. Die Prostata-Operation ist überstanden, die anschließende Reha auch. Trotzdem und gerade deshalb gestaltet sich sein Leben neu. Die „alte Normalität“ gibt es nicht mehr. Aber er ist zuversichtlich und freut sich, dass es weiter geht.

Schönes und Schweres. Das ist das Leben. Schon die Bibel berichtet es in ihren Geschichten. Der Glaube ist die Kraft, die uns begleitet: der Glaube an Gott, der uns kennt und begleitet. In guten und in schlechten Zeiten. In den Momenten, in denen wir weinen, und in den Momenten, in denen wir uns freuen und lachen. Auch 2020.

Matthias Schlicht, Pastor

Tagged , , .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.