Nachgedacht

Nichts vergessen?

„Hast Du auch nichts vergessen?“ Diese Frage kommt mir oft in den Sinn, wenn ich das Haus verlasse. „Hast Du alles mit?“ Für den Gottesdienst, den Einkauf (wie oft habe ich die Maske vergessen), für die Sitzung, für den Spaziergang mit dem Hund. In der Hektik des Alltags passiert es mir – bei aller Planung – doch schon mal, dass ich an etwas nicht gedacht habe. Und ohne Haustürschlüssel kommt man eben nicht in seine Wohnung. Und ein Handy im Urlaub ist ohne Ladekabel auch nicht viel wert.

Etwas habe ich immer dabei. Ich kann es nicht vergessen. Es ist fest in meinem Kopf und meinem Herzen abgelegt. Das Vaterunser. Nach dem Abendgebet mit meiner Mutter „Müde bin ich, geh zur Ruh …“ ist es das zweite Gebet, das ich gelernt habe. Es ist das Gebet, in dem sich der ganze christliche Glaube wiederfindet. Es ist ein Gebet des Vertrauens zu Gott, den Jesus uns als „Vater“ vorstellte. Ein Symbolwort für die enge Liebe Gottes zu uns. Wir können uns mit unseren Bitten an ihn wenden. Ob es das „täglich Brot“ ist oder der Wunsch nach Vergebung unserer Schuld.

Wie oft ich privat oder beruflich das Vaterunser gebetet habe, kann ich nicht einmal schätzen. Aber dass dieses Gebet ein wahrer Schatz ist, habe ich immer erlebt. Es kann mich trösten, es kann mir Mut machen. Mit ihm kann ich meine Sorgen vor Gott ablegen, ohne mir selbst viele Worte auszudenken. Das Vaterunser sagt alles für mich und über mich, jedes Mal wenn ich es bete. Und wenn ich mich wieder einmal frage „Nichts vergessen“, dann ist es ein Trost, dass ich dieses Gebet nicht verlieren kann.

Matthias Schlicht, Pastor

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