Bereit für Großes – die Weihnachtsgeschichte nach Lukas

Lukas erzählt von Jesu Geburt und dessen Zusammenhang mit der Geschichte des Volkes Israel.

Gleichzeitig hören wir von der Geburt des Täufers Johannes, der auf Jesus, als den Messias, hinweist. Schon vor seiner Geburt wird Jesus als der vom Volk Israel erwartete Messias bekannt. Gottes Friedensreich ist mit Jesus für die armen, machtlosen, kleinen Menschen angebrochen. Gott wendet sich den einfachen Menschen zu. Mit ihnen beginnt etwas Großes, das die Welt verändern wird. Es beginnt im Kleinen. Aus Kleinem wird Großes. Daran  denken wir in der Advents- und Weihnachtszeit.

Die Weihnachtsgeschichte in Lukas 1 und 2 bildet eine Einheit. Lukas hat  die Geschichte der Geburt Jesu mit der Geburtsgeschichte Johannes des Täufers verzahnt. Die Ankündigung der Geburt des Johannes ähnelt der Vorhersage der Geburt Jesu. Gottes Botschaft wird vom Engel Gabriel dem Zacharias, aber auch Maria überbracht. Verbunden werden die beiden Geschichten mit der Begegnung der beiden werdenden Mütter – Elisabeth und Maria.                     (Lk 1,5-23;57-80)

 Zacharias und Elisabeth sind Gerechte. Sie richten ihr Leben nach Gottes Geboten aus. Sie tun, was Recht ist. Sie leben in der Erwartung, dass Gott sie segnet. Frauen, die Kinder gebären, sind von Gott gesegnet. Ihre Kinderlosigkeit passt dazu nicht. Zacharias, der alte Mann und Priester, reagiert auf die Botschaft des Engels, dass sie einen Sohn bekommen werden, mit Zweifeln. Er verstummt. Doch nach der Geburt seines Sohnes, dessen Name Johannes „Gott ist gnädig“ bedeutet, kann er ein Loblied, Benedictus genannt,  anstimmen. Er bekennt, dass Gott sein Volk Israel erlöst, indem er den Retter, den Messias, den Sohn Gottes – Jesus zur Welt kommen lässt. Johannes wird ein halbes Jahr vor Jesus geboren. Zacharias und Elisabeth haben erfahren, dass Gott gnädig ist und er sein Versprechen hält. Johannes ist Jesu Wegbereiter, der von Gott schon vor seiner Geburt berufene Prophet, der  auf Jesus aufmerksam macht. Johannes wird in Lk 1,15 ein kleines Kind, „das groß sein wird in den Augen Gottes“, genannt.                  (Lk 1,26-38)

Maria ist die Frau des Zimmermanns Josef. Er ist ein Nachfahre   des großen Königs David. Der Messias muss in der Erwartung des Volkes Israel ein Nachfahre König Davids sein. Maria, die unbedeutende, junge Frau aus Nazareth, glaubt dem Engel. Sie hat Gnade gefunden bei Gott. Eine  Frau aus der kleinen, unbedeutenden und traditionslosen Siedlung Nazareth wird zur Repräsentantin des Volkes  Israel. Sie lässt sich auf Gottes Wort ein. Sie glaubt und wird zum Träger   der Erlösung. Und das als junge Frau! Lukas benutzt das Motiv der jungfräulichen Geburt. Es ist in jüdischen Kreisen und auch in griechischen und ägyptischen Traditionen bekannt. Damit wird die Göttlichkeit des Geborenen verdeutlicht. Lukas will mit der Aussage von der Jungfräulichkeit Marias verständlich machen, dass Jesus der Gottessohn und Messias ist.                   (Lk 1,39-56)

Maria macht sich allein auf den weiten Weg ins Bergland von Judäa in der Nähe Jerusalems zu ihrer Verwandten Elisabeth, die bereits im sechsten Monat schwanger ist. Als Maria Elisabeth grüßt, hüpft das Kind in Elisabeths Bauch vor Freude. Es ist ein Zeichen, dass Johannes schon im Mutterleib auf den Sohn     Gottes hinweist. Nach jüdischer Tradition gibt es die Anschauung, dass die kommende Bedeutung eines Menschen sich im Embryo im Mutterleib bereits abbildet (Gen.25,22ff.). Das Baby öffnet der Mutter die Augen. Elisabeth wird vom Heiligen Geist ergriffen und erkennt, dass Maria den Sohn Gottes in sich trägt. Es sind zwei ganz normale, einfache Frauen. Elisabeth ist die Frau eines der vielen Tempelpriester und Maria ist das junge Mädchen aus dem Volk. An ihnen will Gott erfüllen, was er allen verheißen hat. Maria erkennt, dass Gott Großes mit ihr vorhat. Sie stimmt ein Loblied an. Es sind Formulierungen, die sich schon im Alten Testament finden. Es beinhaltet Vertrauensworte und Bekenntnissätze des Volkes Israel. Sie sind erfüllt von der Hoffnung, dass Not und Unrecht ein Ende haben werden. In Lk1, 52 heißt es: “ Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“ Er macht die „Kleinen“ groß.                                      (Lk 2,1-14)

Die Thematik Reichtum und Armut wird im Lukasevangelium wie in keinem anderen Evangelium mit besonderer Deutlichkeit dargelegt. Lukas wendet sich im Besonderen den Randgruppen, also den sozial Benachteiligten zu. Die Hirten werden als Betrüger verdächtigt. Wegen dieses Vorurteils sind sie von der Zeugenaussage vor Gericht ausgeschlossen und verachtet. Doch gerade die Hirten werden von Gott erwählt. Den Hirten als Vertreter der Armen des Volkes Israel wird die Botschaft von der Geburt Jesu zuerst verkündet. Sie sind die Vertreter des ganzen Volkes und der Menschheit, denen eine große Freude zuteilwird. Der Inhalt der Botschaft des Engels lautet: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ (Lk 2,11). Lukas will mit „heute“ ausdrücken, dass das, was geschieht, Verheißung und Erfüllung ist. Es ist für alle Zeiten eine heilsbringende, freudige Botschaft für jeden, der sie hört.                (Lk 2,15-20)

Lukas schildert die Ereignisse von Anfang an in einem weltgeschichtlichen Zusammenhang. Er stellt die Geburt Jesu in die politische Welt des Kaisers Augustus. Damit zeigt er, dass Jesus der wahre Friedenskönig ist. Nicht Augustus ist der Friedenskaiser und Heilsbringer, wie es von den Römern proklamiert wird. Nein, Jesus ist es, der als armes Kind in einem Stall der Hirten geboren wird. Das glauben die Hirten dem Engel. Deshalb machen sie sich auf den Weg zur Krippe. Dort sehen sie das Baby, das Gottes Sohn und ihr Retter ist. Sie sind bewegt und lassen sich bewegen. Sie laufen los und verkünden jetzt an Stelle des Engels den Menschen das freudige Ereignis.                                        (Lk 2,22-40)

Acht Tage nach seiner Geburt ist nach jüdischem Gesetz die Beschneidung und Namensgebung Jesu. Der Name Jesu bedeutet „Gott erlöst“. Nach dem Gesetz muss Maria nach der Geburt ihres Sohnes 40 Tage zur „Reinigung“ zu Hause bleiben. Dann soll sie in den Tempel gehen und Gott ein Reinigungsopfer darbringen. Maria und Josef bringen ihren erstgeborenen Sohn vor Gott, um ihn segnen zu lassen. Im Tempel begegnen sie dem alten Simeon. Er ist ein gerechter und vom Heiligen Geist erfüllter Mann. Und sie begegnen der alten Witwe Hanna, die als eine Prophetin bezeichnet wird. Beide warten schon ihr Leben lang auf den Trost Israels, den Bringer des Heils. In Jesus, dem kleinen Kind erkennen sie ihn. Simeon nimmt Jesus liebevoll in den Arm, er segnet das Kind und lobt Gott. Jetzt kann Simeon in Frieden sterben. Er ist erlöst. Hanna lobt Gott. Sie macht sich wie die Hirten auf, um die frohe Botschaft weiterzusagen.

(Text: Gabriele Noack aus Plan für den Kindergottesdienst 2019, Gesamtverband für KiGo der EKD e.V.)

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