Pastor Ziemens nimmt Abschied von seiner Kirche

Nach 27 Jahren im Amt in Oldendorf und Kranenburg geht er in den Ruhestand – Seelsorger mit viel Humor und einem Herz für Region

Von Grit Klempow – Bericht im Stader Tageblatt am 28.2.2017

OLDENDORF. Pastor Burkhard Ziemens hat aufgehört. Die Entscheidung ist ihm nicht leicht gefallen. Schon mit 61 Jahren in den Ruhestand, das war so nicht geplant. Aber eine lange Krankheit machte ihm zu schaffen. Er blickt auf fast 30 Jahre in Oldendorf zurück.

Burkhard Ziemens war 27 Jahre Pastor in Oldendorf. Jetzt ist der Seelsorger im Ruhestand. Offiziell verabschiedet wird er im März. Foto: Klempow (Stader Tageblatt)

Burkhard Ziemens ist begeisterungsfähig, das war schon immer eine seiner Stärken. Die Begeisterung für sein Amt, vor allem aber für die Menschen in seinem Pfarrbezirk wird bleiben. „Ich war ja für Kranenburg zuständig. Im Grund war das das Schönste – ich bin nicht einmal in 27 Jahren vor die Tür gesetzt worden.“

Als der gebürtige Stader damals anfing, „da liefen in Kranenburg die Hühner von Küster Peters noch auf der Straße. Die Uhren gingen ein bisschen langsamer in dieser Gegend.“ Das ist für den Seelsorger mit dem beachtlichen Sprachtempo aber kein Makel, im Gegenteil. „Das ist eine so liebenswerte Gemeinde“, sagt er und ist stolz auf das, was sich in den vergangenen drei Jahrzehnten getan hat. Vor allem der Kirchenvorstand, der sich einbringe – ein „Riesenschatz“. Früher habe der Pastor alles wissen müssen, Seelsorger, Verwaltungs- und Baufachmann sein, ein sehr weites Feld für einen Theologen. Jetzt aber gebe es fachliche Unterstützung durch den Kirchenvorstand. Der hat in den vergangenen Jahren den Kirchenumbau gewuppt, „mit einer Energie und bis an die Grenzen der Kräfte“, ist der scheidende Pastor stolz auf die Ehrenamtlichen.

Einiges hatte sich geändert in den vergangenen Jahren: Früher waren Ehejubiläen eher selten. Heute legten die Brautpaare zudem viel Wert auf Äußerlichkeiten, findet Ziemens. Dabei sollten die Erwartungen nicht zu hoch hängen: „Irgendwas geht garantiert schief, und wenn es das Blumenstreuen ist. 90 Prozent der Blumenstreu-Kinder funktionieren nicht“, spricht er aus Erfahrung und grinst.

Mit viel Humor brachte sich der Vater von zwei erwachsenen Töchtern immer ins Dorfleben ein, war beim Oldendorfer Karneval mittendrin und stoppte die Himmelpfortener anlässlich deren Dorfjubiläums-Tour überraschend an der Fähre Brobergen. Die Gottesdienste auf der Fähre und der Himmelfahrtsgottesdienst in Kuhla machten ihm immer besonders viel Vergnügen. Gar nicht witzig war der Anlass, als Ziemens kurzfristig unter Verdacht stand: Das Organistenhaus in der Ortsmitte brannte 1999 lichterloh, die Türen waren nicht aufgebrochen, aber die drei Schlüsselinhaber damit, wenn auch nur für den Augenblick, auf der Agenda der Ermittler.

Berufsbedingt, aber aus vollem Herzen begleitete er den Jugendförderverein Lollipops, der als Geldbeschaffer für die damalige Jugendarbeit fungierte. Kirche und Gemeinde finanzierten gemeinsam mit dem Verein die Stelle des Jugendpflegers. Ein Anliegen war Ziemens auch die Notfallseelsorge, da zu sein und aufzufangen – den Einsatzkräften Hilfe anzubieten.

Hilfe brauchte er auch selbst, als er im vergangenen Jahr eine schwere und langwierige Augenerkrankung erlitt. Immer wieder waren Nachbarn und Freunde tatkräftig zur Stelle. Dafür ist Ziemens zutiefst dankbar. Seit dem 1. Februar unterschreibt er nun mit „Pastor im Ruhestand“.

Dass Letzterer vielleicht doch Positives mitbringt, spürt er so langsam: sich nicht mehr bei jedem Ton eines Martinshorns verantwortlich zu fühlen, gehört dazu. Aber auch mehr Zeit für die Enkelinnen zu haben. So langsam setzt sich die Erkenntnis in der Familie, dass Feiertage jetzt auch Feiertage sind, der Sonntag kein Arbeitstag mehr. „Das ist schon schön“, sagt auch Marion Ziemens. Weil ihr Mann im Berufsleben nie Zeit für ein Hobby hatte, waren es vor allem die Bootsausflüge auf der Oste, die Entspannung brachten. Auf die Nähe zum Wasser will Ziemens auch in Zukunft nicht verzichten. „Mein Herz schlägt für die Region, die Oste, die Natur hier“ – und für die Menschen.

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