Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich möchte Ihnen folgenden Text aus der Apostelgeschichte 16, 20. 23-34 vorstellen:
Auf ihrer Missionsreise kamen Paulus und Silas nach Philippi. Hier klagte man sie an, sie würden Unruhe stiften, und warfen sie ins Gefängnis. Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie. Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so dass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab. Als aber der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offenstehen, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen. Paulus rief aber laut: „Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier!“ Da forderte der Aufseher ein Licht und stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Und er führte sie heraus und sprach: „Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“ Sie sprachen: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!“ Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause waren. Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen und führte sie in sein Haus und deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er zum Glauben an Gott gekommen war.
Ist es nicht gar zu wunderbar, was hier erzählt wird? Paulus und Silas werden ohne Urteil ins Gefängnis geworfen. Was zunächst wie das jähe Ende der Missionsarbeit aussieht, führt zu einem unerwarteten Erfolg der frohen Botschaft.
Nun, dass unter dem Lob Gottes die Erde bebt und die Ketten springen, kann auch zeichenhafte Bedeutung haben. Wer sich in der Tiefe der Not, in den Gefangenschaften und Verstrickungen des Lebens Gott zuwendet, der kann ähnliche Erfahrungen machen, dem öffnet sich der Horizont. Im Lob Gottes klingt auf, wer der wahre Herr unseres Lebens und der Mächte ist, die uns gefangen halten. So wird uns erneut bewusst, wen wir allein zu fürchten und zu lieben haben und wem allein zu vertrauen ist. Das macht uns frei, auch wenn sich äußerlich gesehen an unserer Lage nichts ändern sollte.
„Gelobt sei Gott und hochgepriesen, / denn mein Gebet verwirft er nicht; / er hat noch nie mich abgewiesen / und ist in Finsternis mein Licht. / Zwar elend, dürftig bin ich immer / und schutzlos unter Feinden hier; / doch er, der Herr, verlässt mich nimmer, / wendt seine Güte nie von mir.“ (EKG 181)
Zusammenstellung: Jörg Wustmann / Bibeltextauslegung: Hans Villinger