Maria & Josef

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Landesbischof Meister: Maria ist spirituelle Identifikationsfigur

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister beobachtet in der evangelischen Kirche eine Hinwendung zu Maria, der Mutter Jesu. „Maria ist eine bedeutende spirituelle Identifikationsfigur“, sagte der evangelische Theologe der „Welt am Sonntag“ in einem Interview zu Weihnachten.

„Sicher war der evangelische Zugang zu ihr lange Zeit verstellt, weil Maria von der katholischen Lehre in die Rolle der Fürsprecherin gedrängt wurde“, sagte Meister. Auch seien im 19. und 20. Jahrhundert bibelferne Dogmen über sie aufgestellt worden. „Mittlerweile aber erlebe ich in der evangelischen Kirche eine große Bereitschaft, in Maria die Frau zu sehen, die eine exklusive Beziehung zu Gott hat, weil sie von der Geburt bis zum Kreuz in intimer Nähe zu Jesus steht“, erläuterte der hannoversche Landesbischof.

Auch äußerte Meister Bewunderung für die biblische Gestalt Josef. Er sei „ein wunderbarer Mann, weil er trotz nachvollziehbarer Zweifel die unehelich schwangere Maria heiratet“. Er akzeptiere seine „soziale Vaterschaft“ auf eine Art, die ihn geradezu zum Leitbild der Väter in heutigen Familienmodellen mache.

(epd , 24.12.2011)

Maria – Dienerin Gottes oder Mutter Gottes?

 

Maria ist mit Abstand die wichtigste Heilige der katholischen Kirche. Bereits vor dem Christentum gab es verschiedene „Muttergöttinnen“ in einigen Religionen: Isis, Artemis, Demeter und Kybele.

Maria spielt in der Bibel (im Neuen Testament) eine eher bescheidene Rolle in den Evangelien. Sie ist eben die Gebärerin Jesu und wird durchgehend dort auch als „Mutter Jesu“ bezeichnet. An einigen Stellen tritt sie als seine Mutter auf, immer in dienender Rolle.

In der Zeit des Entstehens und Wachsens der ersten christlichen Gemeinden scheint ihre Person keine Rolle gespielt zu haben, denn in allen BMaria_Josef 021_0802riefen (und die machen den Großteil des Neuen Testaments aus) wird sie nicht erwähnt.

Mit dem Wachsen der Kirche aus reinen Einzelgemeinden heraus entstand zur Sicherung der Einheit der Kirche das Lehramt und das Papsttum. Hier beschäftigte man sich früh mit der Rolle Marias.

Auf dem Konzil zu Ephesus im Jahre 431 wurde beschlossen, dass Maria als „Gottesgebärerin“ zu betrachten sei – gegen die Auffassung, sie sei die „Menschengebärerin“. Maria sei die erste Adressatin des Heilshandelns Gottes an den Menschen. Diese Betonung der Rolle Marias führte über 1600 Jahre zu weiteren Festlegungen der Kirche in verbindlichen Glaubensgrundsätzen (Dogmen). Neben der Festlegung auf die „Gottesgebärerin“ wurden die „immerwährende Jungfräulichkeit Marias“, die „unbefleckte Empfängnis“ sowie die „Aufnahme Marias in den Himmel“ zu unfehlbaren katholischen Lehrsätzen. Wer dies nicht vertrete oder daran zweifle, der vollziehe einen „völligen Abfall vom göttlichen und katholischen Glauben“ (Papst Pius VII 1950).

Parallel dazu wuchs die Marienverehrung in der gesamten Kirche. Die Gläubigen rufen Maria als Heilige an und betrachten sie als Mittlerin zum auferstandenen Jesus Christus.

Mit der Reformation durch Martin Luther vor 500 Jahren kam es zu einer weitgehenden Konzentrierung im Glauben auf die Person Jesu Christi. Allein der Glaube an ihn (und nichts anderes) rechtfertige den Menschen – so seine Erkenntnis aus dem Bibelstudium (sola fide = ‚allein durch den Glauben‘ und solus christus = ‚allein durch Jesus Christus‘).

Damit verloren die bisherigen Heiligen einschließlich der Maria ihre herausragende Bedeutung als Mittler.

Heilige werden in der evangelischen Kirche nicht mehr angebetet. Die uralte Figur der heiligen Katharina im Seitenaltar der Oldendorfer Kirche wanderte auf den Boden (und später ins Museum in Stade; im Schwedenspeichermuseum ist sie   zu finden).

Als Protestanten gehen wir davon aus, dass Jede und Jeder direkten Zugang zum dreieinigen Gott hat – und keine Mittler und Fürsprecher wie die Heiligen (und auch die Kirche!…) mehr braucht.

In jüngerer Zeit werden aber die Anfragen von Christinnen an die Kirchen der Reformation deutlicher, die Rolle der Maria wieder stärker ins Blickfeld zu nehmen, weil Maria und ihr Vertrauen vorbildlich seien und man an ihrer Rolle lernen kann. Ob allerdings die Rolle der Maria als dienende und sich unterordnende Frau – was ja das überlieferte und deshalb so faszinierende Bild dieser Frau ausmacht – auch einem zeitgenössischen Frauenbild entspricht, ist umstritten.

Allerdings werden Versuche, Maria erneut als heilsnotwendige Frau in der evangelischen Kirche zu etablieren, stark zurückgewiesen, denn das Heil kommt allein durch Jesus Christus –- und sonst keinen Menschen.

Widersprochen wird auch dem Missverständnis, Maria sei gewissermaßen ‚die Kirche‘ (wie es ein Bild aus der   Johannesoffenbarung 12, 1 nahelegen könnte). Vielmehr ist ‚die Kirche‘ nach Überzeugung der überwiegenden Bibelausleger das Volk Israel mit seinen 12 Stämmen.

Die unverändert geltende katholische Lehre von Maria stellt im Kontext der Oekumene immer noch ein ziemlich auswegloses Problem dar.

Gestützt durch die katholische (und orthodoxe!) Lehre entwickelt sich der Marienkult in aller Welt weiter.

Nach evangelischem Verständnis lenkt das allerdings von der allein selig machenden Beschäftigung mit Jesus Christus ab.

(Text: Burkhard Ziemens)

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Ave Maria (der Westkirche)

Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade,

der Herr sei mit Dir.

Du bist gebenedeit unter den Frauen,

und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder

jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Amen

(Bezeichnung eines Grundgebets der katholischen Kirche zur Anrufung Marias, der Mutter Jeus Christi; Quelle: Wikipedia)

 

Warum musste Maria unbedingt Jungfrau sein?

Hannover (epd). Das große Geheimnis von Weihnachten sei, dass Gott als Kind in der Krippe zu den Menschen gekommen sei, sagte die hannoveMaria 001_0801rsche Landesbischöfin Margot Käßmann am Donnerstagabend in Hannover. Sie habe nie verstanden, warum Maria als Mutter von Jesus in der biblischen Überlieferung unbedingt Jungfrau sein musste. „Wenn Gott wahrer Mensch wurde, steht für mich der normalen Empfängnis und Geburt nichts im Wege“, sagte die evangelische Bischöfin in der Marktkirche.

In den ältesten Überlieferungen im Neuen Testament sei die Rede von Jungfräulichkeit im sexuellen Sinn noch völlig unbekannt, betonte Käßmann. Auch der jüdischen Glaubenswelt sei dieser Gedanke eher fremd gewesen. Erst mit der griechischen Philosophie und ihrem Einfluss auf christliches Denken sei die Jungfrauenschaft so wichtig geworden. Damit sei auch ausgeblendet worden, dass Jesus Geschwister hatte, die in der Bibel klar genannt worden seien.

Dennoch könne sie sich mit dem Glaubensbekenntnis „geboren von der Jungfrau Maria“ gut identifizieren, sagte Käßmann: „Ich denke dabei nicht an Jungfräulichkeit im sexuellen Sinn, sondern an eine mutige junge Frau, die offen war für das, was Gott mit ihr vor hatte.“ Maria sei für sie eine Frau, die auf wundersame Weise die Mutter des Gottessohnes wurde. Es sei immer ein Gottesgeschenk, wenn Leben zur Welt komme.

(epd Niedersachsen-Bremen/b3727/17.12.04) Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Klopfend an der Tür – Flüchtlinge heute oder meine Weihnachtskurzgeschichte

Es begab sich aber zu der Zeit,… oder am 24.12.2014 im Kreis Stade.

In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.

Flucht nach Ägypten 041_3202Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als Josef, ebenfalls aus Nazareth, identifiziert wurde, die Sozialarbeiter abzuhalten. Josef, unterstützt von anwesenden Landarbeitern, sowie drei nicht identifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert. Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als “weise Männer” eines östlichen Landes bezeichneten. Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie von einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihnen aufgetragen, sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt. Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekannt gegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit: “Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Stade und Hannover, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen.” 

Maria ist im Elbeklinikum in Stade zur medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage rechnen. Weil sie behauptet, sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott, wird ihr geistiger Zustand näher unter die Lupe genommen. In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht: “Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass – wie in diesem Fall – ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können.”

Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Landarbeiter behaupteten übereinstimmend, dass ihnen ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln (!) auf dem Rücken befohlen hätte, den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen. Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: “Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede vollgekiffter Junkies, die ich je gehört habe.” (Verfasser unbekannt. Bearbeitung: Jörg Wustmann)

Diese humoristische Darstellung der Weihnachtsgeschichte habe ich im Internet gefunden. Was wäre aber, wenn Maria und Josef wirklich am Heiligen Abend an unsere Tür klopfen. Es wäre bestimmt nicht humoristisch, es wäre beschämend – oder?

2012 haben Reporter der Frankfurter Neuen Presse verkleidet als Maria und Josef das Experiment in Frankfurt gewagt. Den ganzen Artikel finden Sie im Internet, unter: „Wie es Maria und Josef heute ergeht.“

Die beiden Reporter gingen am späten Nachmittag vor Heiligabend, der Mann mit einen großen Rucksack und die Frau als hochschwangere verkleidet, durch die Stadt. Sie sagten, sie hätten kein Geld und keine Bekannten in der Stadt und die Geburt stehe kurz bevor. Die Reaktionen der angesprochenen Leute waren wie folgt:

Vor einem Mietshaus – „Bei mir geht das nicht, ich werde gleich abgeholt.“ Bei den Nachbarn wird man deutlicher – „Ihr seid selbst schuld, das hättet ihr euch früher überlegen müssen.“ Eine ältere Dame – „Hier wohnen nur normale Leute, da braucht ihr es gar nicht erst zu versuchen.“

Dann lässt ein Mann (47) sie in seine Wohnung. Der Vater zweier Jungs bittet „Maria und Josef“ nach kurzem Zögern herein. „Ich wollte Euch nicht einfach so wegschicken“, sagt er. Dann schnappt er sich sein Laptop und das Telefon und findet ein günstiges Hotelzimmer.

Der Hausmeister einer Evangelischen Reformierten Gemeinde hilft kaum. „Ins Gemeindehaus darf ich Sie nicht lassen“, erklärt er. Auch den Pfarrer möchte er nicht stören. Stattdessen schickt er „Maria und Josef“ zur Übernachtungsstätte für Obdachlose, damit mutet er einer schwangerWeihnachten 151_5803_RGBen Frau einen Fußweg von etwa einer Stunde zu.

An einer Villa gegenüber folgt die große Überraschung. Die gutbetuchten Bewohner, die sie beim Schmücken ihres Weihnachtsbaumes stören,   lassen sie in den Hausflur. Für „Maria“ bringen die Söhne einen Polsterstuhl und Sprudelwasser. Dann organisiert die Familie eine Hotelreservierung und schenkt ihnen 70 Euro, um bezahlen zu können.

Soweit, in Auszügen, der Bericht aus der Frankfurter Neuen Presse vom 27.12.2012.

Ein Flüchtlingspaar aus Syrien, nennen wir die Frau Iman, was „Glaube“ bedeutet und den Mann Abdul, was „Diener Gottes“ heißt. Abdul ist mit Iman, sie ist schwanger, verlobt; sie sind beide auf der Flucht. Beide trennt ein Altersunterschied von ca. 40 Jahren. Die Bundesregierung verteilt die Flüchtlinge aus Syrien auf die Bundesländer. Diese wiederum auf die Städte und Gemeinden. Auch bei uns werden Unterkünfte gesucht – und plötzlich klopft es…

Wie reagieren wir? Wie reagiere ich? Ganz ehrlich,… ich weiß es nicht. Bitte ich das hochschwangere Mädchen und den sehr viel älteren Mann herein, oder weise ich sie unter einem Vorwand ab.

 

Lass mich an anderen üben,

was du an mir getan,

und meinen nächsten lieben,

gern dienen jedermann

ohne Eigennutz und Heuchlerschein

und, wie du mir erwiesen,

aus reiner Liebe allein. (EKG 61,7)

 

(Text: Jörg Wustmann)

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